Waldorfpädagogik

Der Lehrplan der Waldorfschulen ist auf die Weite der in den Kindern liegenden Veranlagungen und Begabungen ausgerichtet. Deshalb tritt vom ersten Schuljahr an neben die mehr sachbezogenen Unterrichtsgebiete ein vielseitiger künstlerischer Unterricht. Durch diesen werden die für den einzelnen Menschen wie für die Gesellschaft wichtigen schöpferischen Fähigkeiten und Erlebniskräfte gefördert. Durch das gemeinsame Lernen und Arbeiten unterschiedlich begabter Schüler wird soziale Kompetenz in einer stabilen Klassengemeinschaft erübt. Alle Schüler*innen durchlaufen ohne Sitzenbleiben 12 Schuljahre.
Als erste Gesamtschule haben die Waldorfschulen das mit dem vertikalen Schulsystem verbundene Prinzip der Auslese durch eine Pädagogik der Förderung ersetzt.

Zeugnisse und Abschlüsse

Die Waldorfschulen haben mit der Auslese auch das übliche Zensurensystem abgeschafft. Die Zeugnisse bestehen aus möglichst detaillierten Beschreibungen, die die Leistung, den Leistungsfortschritt, die Begabungslage, das Bemühen in den einzelnen Fächern durchsichtig machen. Ab Klassenstufe 9 gibt es zusätzlich auch eine Note in den einzelnen Fächern. Die Schüler schließen die Schule mit dem Hauptschulabschluss, der Mittleren Reife, der Fachhochschulreife oder dem Abitur ab.

Was wird gelernt?

Der klassische Lehrstoff staatlich getragener Schulen ist als Kulturgut selbstverständlich auch wesentlicher Bestandteil unseres Lehrplans. Allerdings hängt vieles davon ab, wie man etwas lernt. So werden beispielsweise Fremdsprachen, Geschichte, Mathematik, Naturwissenschaften, Handarbeiten so unterrichtet, dass die vorhandenen oder auch angelegten Fähigkeiten der Kinder entwickelt und gefördert werden. Dieser Grundgedanke bezieht sich auch auf Unterrichtsgebiete, die über die allgemeinen Kulturtechniken hinausreichen: So sollen durch künstlerische oder auch musische Methoden nicht etwa kleine Künstler erzogen, sondern allseitig begabte und entwickelte Menschen herangebildet werden.
Künstlerisch-musische Fächer spielen also eine wichtige Rolle in der Waldorfpädagogik: Malen wird von der 1. Klasse an gepflegt, jedes Kind lernt Blockflöte und meistens noch ein weiteres Instrument spielen. Vom Plastizieren in Ton führt der Weg über das Schnitzen bis hin zu bildhauerischen Arbeiten in Holz und Stein in der Oberstufe. Auch in der Bewegungskunst der Eurythmie, einem ganz waldorfspezifischen Fach, lernen die Schüler*innen zunächst, sich geschickt im Raum zu bewegen und zu orientieren. Im Einüben künstlerischer Werke sollen sie dann bewusst ihre Bewegungen so gestalten, dass sie in der Bewegungsführung und im choreographischen Ablauf den übergeordneten Eigenwert eines Gedichtes oder Musikstückes zum Ausdruck bringen. Die Eurythmie ist vom Kindergarten bis zum Schulabschluss im Lehrplan fest integriert.

Epochenunterricht

Eine pädagogische Besonderheit der Waldorfschule ist, dass bestimmte Kernfächer über drei bis vier Wochen täglich in einer Blockstunde unterrichtet werden, während andere Kernfächer in dieser Zeit ruhen. In diesen Epochen – zum Beispiel Lesen und Schreiben, Deutsch, Mathematik, Biologie, Botanik, Physik, Chemie oder Kunstgeschichte – haben die Schüler*innen die Möglichkeit, sich auf eine Sache zu konzentrieren und sich vertieft mit einem Stoff auseinander zu setzen, während sich Wissensinhalte anderer Fächer im Geiste setzen können.
Fächer, wie etwa die Fremdsprachen, Musik oder Sport oder gegebenenfalls auch Mathematik, die der kontinuierlichen Übung bedürfen, werden fortlaufend in den Fachstunden das ganze Jahr hindurch unterrichtet.

Lehrbücher

In den Epochenfächern wird meist auf herkömmliche Lehrbücher verzichtet. Je nach Klassensituation erhalten die Schüler*innen den Stoff von den Lehrer*innen mit dem Alter entsprechendem Unterrichtsmaterial dargeboten, oder er wird gemeinsam mit den Schüler*innen in eigenständiger Arbeit zusammengestellt. Als Extrakt jeder Epoche fertigt jeder Schüler*in „sein/ihr Epochenheft" an, in dem die wichtigsten Ergebnisse festgehalten werden. Diese Epochenhefte können durchaus individuell ausgestaltet sein und stellen für den Schüler*in sozusagen sein selbstgefertigtes „Lehrbuch" dar.

Die Klassenstufen

Die Schulzeit an der Waldorfschule gliedert sich folgendermaßen: Die Unterstufe (Klasse 1 - 4) und die Mittelstufe (Klasse 5 - 8) bilden zusammen die Klassenlehrerzeit von Klasse 1 - 8.
Die Oberstufenzeit beginnt mit der Klasse 9 und geht bis Klasse 12. Die Abschlussvorbereitung auf das Abitur findet in Klasse 13 statt. Alle anderen Abschlüsse (Hauptschulabschluss, Mittlere Reife, Fachhochschulreife) können innerhalb der Waldorfschulzeit abgelegt werden.
Weitere Informationen unter www.waldorfschule.de